Spiel- und Taktiktipps, damit du dein nächstes Tischtennis Meisterschaftsspiel gewinnst!
Hallo liebe Noppen-Community,
mit freundlicher Genehmigung des Verbandes Deutscher Tischtennistrainer können wir Euch heute einen Artikel von Sebastian Sauer aus der Fachzeitschrift „tischtennis“ zur Verfügung stellen. Sebastian ist in der Zeitschrift regelmäßiger Gastautor, um sein Wissen als Noppenexperte weiterzugeben.
Einen Teil davon haben wir in einem älteren Newsletter beschrieben. Anstatt Euch nur den zweiten Teil zur Verfügung zu stellen, zeigen wir nun den kompletten Artikel als Ganzes. Das Lesen rund um das Thema „Wie setze ich Noppentechniken variabel ein und wie gewinne ich dadurch effektiv auch Meisterschaftsspiele“ lohnt sich sehr.
Da viele von Euch Ihre ersten Meisterschaftsspiele bereits absolviert haben und sich nach einer Niederlage fragen: "Woran hat es gelegen? " ist der Artikel eine Möglichkeit um antworten zu finden! Ihr habt die Möglichkeit den originalen Artikel hier als PDF downzuloaden: Klicke hier, um den Artikel als PDF zu downloaden oder auch im Folgenden unseren Blogbeitrag zu lesen.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen und vor allem in der späteren Umsetzung!
Sebastian Sauer ist nicht nur als Tischtennis Trainer, sondern auch als Gastautor gefragt.
Kleine Veränderung, große Wirkung
Um mit langen Noppen oder Antitop erfolgreich zu spielen, sollte man möglichst variabel agieren. Im zweiten und letzten Teil dieses Beitrag erklärt Sebastian Sauer, wie man das trainiert und weshalb das richtige Timing so wichtig ist.
Im ersten Teil dieses Beitrags ging es um grundsätzliche Überlegungen zur Spielstrategie mit Material. Nun wird es noch konkreter. Nachdem du dir Gedanken darüber gemacht hast, welche Schlagtechniken du gern spielst, gilt es jetzt, diese bestmöglich einzusetzen.
1. Schneller vs. langsamer
Es gibt viele Spieler, die eine Schlagtechnik (ausdrücklich: Den Ball einfach zu halten, gilt auch als Schlagtechnik) gut beherrschen, die diese jedoch immer im gleichen Tempo ausführen und dabei den Ball eventuell immer auf die gleiche Stelle spielen.
Egal wie gut du diese Technik beherrschst, dein Gegner wird dein Spiel aufgrund der Gleichförmigkeit nach einiger Zeit ausrechenbar finden und sich gut darauf einstellen können. Dir werden irgendwann die Mittel fehlen, noch einen Gang zuzulegen. Du reizt deine Potenziale nicht ansatzweise aus. Spiel die gleiche Technik mal bewusst etwas schneller und dann mal etwas langsamer.
Du wirst massive Unterschiede feststellen. Der Rhythmuswechsel wird bewirken, dass dein Gegner deutlich mehr leichte Fehler produziert. Es wird deutlich länger dauern, bis er das Gefühl hat, dass er sich auf dein Spielsystem eingestellt hat. Dies funktioniert bis in höchste Spielklassen.
Der Tempounterschied muss nicht bedeuten, dass du in Extremen arbeitest und den Ball mal mit 100 Prozent spielst und dann nur gaaaanz langsam mit 5 Prozent. Es reichen schon kleine Unterschiede, um den Rhythmuswechsel herbeizuführen, beispielsweise mal 60 und mal 70 Prozent.
Unabhängig davon ist es ohnehin äußerst schwer, mit dem Material einen Ball sicher mit 100 Prozent zu spielen
2. Früher vs. später
Von allen erwähnten Tipps ist dieser derjenige mit der größten Tragweite. Wenn du diesen umsetzt, wird dein Spiel für deinen Kontrahenten ungleich gefährlicher und weniger berechenbar. Zudem wird dein gefährliches Spiel so für Außenstehende mühelos und leicht aussehen.
Nimm den Ball nach dem Aufspringen auf deiner Tischhälfte mal etwas früher und mal etwas später. In der frühen Variante kann das fast volley geschehen (Dropkick). Schon hast du deinen Spielrhythmus massiv verändert und kannst dies zudem mit lockeren und sicheren Schlägen schaffen.
Viele Spieler glauben, dass sie, um gefährlicher zu agieren, einen Schlag unheimlich fest spielen müssen. Dies führt zu einer deutlich höheren Fehlerquote. Nimmst du den Ball einfach etwas früher, so kommt der Ball auch schneller auf die andere Tischhälfte.
Mit dem großen Unterschied, dass nun auch ein lockerer und sicherer Schlag absolut ausreichend ist. Zudem hast du bei früher Ballannahme die Möglichkeit, den Ball in extremeren Winkeln zu spielen.
3. Länger vs. kürzer
Ähnliche Resultate erzielst du, wenn du Bälle mal etwas länger und mal ganz locker etwas kürzer beziehungsweise halblang abtropfen lässt. Häufig macht dein Gegenüber so den Fehler, da er auf den halblangen Ball nicht den nötigen Schritt nach vorn kommt.
4. Platzierungswechsel
Spiel nicht nur auf einen Punkt, sondern mal parallel, mal diagonal, mal in Mitte oder auf den Ellbogen deines Gegners. Gerade im Bereich Tischmitte oder Ellbogen haben viele Spieler Probleme, da sie sich hier entscheiden müssen, ob sie den ankommenden Ball eher mit ihrer Vorhandseite oder mit ihrer Rückhandseite spielen müssen.
In Kombination mit den Varianten schneller vs. langsamer spielen oder den Ball früher vs. später nehmen ist der Platzierungswechsel ein echter Game-Changer, der dein Spielsystem ungleich effektiver gestaltet. Und das alles ist grundsätzlich schon dann möglich, wenn du gar keine neuen Techniken erlernst, sondern wenn du die bereits vorhandenen einfach gewinnbringender einsetzt.
Im Erwachsenenbereich wird nur in wenigen Vereinen strukturelles Training wie beispielsweise auf einem Lehrgang angeboten. Daher möchte ich hier ganz einfache erste Übungsansätze vorstellen, die du selbst dann für dich nutzen kannst, wenn kein Trainingspartner mitmachen möchte.
Allerdings hilft strukturiertes Training schon dann, wenn man es beispielsweise nur 15 Minuten zu Trainingsbeginn macht. Und dafür können in der Regel dann doch einige Spieler gewonnen werden. Eine interessante Beobachtung am Rande: So mancher Spieler regt sich Spiel für Spiel fürchterlich über seine erbrachte Leistung auf und belächelt gleichzeitig den Vereinskollegen, der auf einen Lehrgang geht, der strukturierte Übungen trainieren möchte oder der einfach Aufschlagtraining macht, um sich zu verbessern.
Irgendetwas läuft hier schief, und du solltest dich von dem Verhalten eines solchen Vereinskameraden nicht entmutigen lassen, sondern versuchen, dich und dein Spiel weiterzuentwickeln.
1. Schritt:
Lass den Ball von deinem Trainingspartner immer wieder einfach nur sicher auf deine Tischhälfte zurückspielen, und versuch diesen mit einem Schwerpunkt der Tipps 3, 4, 5 oder 6 zu spielen (beispielsweise 3: Hier spielst du den Ball mit einer Technik deiner Wahl mal etwas schneller und mal etwas langsamer).
2. Schritt:
Wenn das gut funktioniert, kann dein Gegenüber die Bälle bei dir über einen größeren Bereich einspielen (beispielsweise über deine komplette Rückhandhälfte).
3. Schritt:
Versuch verschiedene der empfohlenen taktischen Varianten zu mischen. Beispielsweise den Ball mal etwas schneller und mal etwas langsamer zu spielen und ihn dann mal etwas früher und dann mal etwas später anzunehmen. Auch kannst du zwischen verschiedenen Schlagtechniken wechseln.
Aus der Praxis:
Auch wenn dein Trainingspartner nicht dazu bereit sein sollte, dies strukturiert und mit Geduld zu trainieren, so kannst du dir einfach vornehmen, in einem Trainingsspiel diese Ratschläge umzusetzen. Hier sollte dir zu Beginn das Resultat egal sein.
In der Regel wirst du bei neuen Impulsen und bei Veränderungen deines Spiels zu Beginn mehr Fehler machen, bis du diese ausmerzen kannst und bis dein Spiel erfolgreicher werden wird.
Nun wünsche ich dir viel Erfolg auf deinem Weg, dein Spiel variantenreicher und erfolgreicher zu gestalten. Beleb dein Spiel durch neue Impulse!
Deine Motivation, dein Spielspaß und nicht zuletzt deine Resultate werden es dir danken. Und wie schon in Teil 1 dieses Beitrags geschrieben: Selbst wenn die Inhalte des Artikels nicht auf dich zutreffen sollten, so kannst du ihn deinen Vereinskollegen geben, die mit Material spielen.
Liebe Grüße vom Sauer & Tröger Team